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18 Februar 2021, Europa | Neuigkeiten

Catella Europäische Retail-Karte 2021

Keine Frage, die Asset-Klasse „Retail“ steht europaweit unter einem gewaltigen Restrukturierungsdruck. Zwar kam der aktuelle Abwärtstrend spätestens seit der letzten Dekade mit Ansage und wurde nur durch die sehr gute konjunkturelle Situation in den letzten Jahren überdeckt, doch in der aktuellen Pandemiekrise zeigen sich die Bruchstellen deutlich. 

Zu nennen sind dabei vor allem die Veränderungen des zeitlichen, räumlichen und inhaltlichen Einkaufs- und Konsumverhaltens. Einfacher formuliert: Produkten, welche traditionell „zum Anfassen“ in den High Street Stores konzipiert waren, bricht seit Jahren der haptische Vorteil weg. Mehr noch, die Spirale der immer kurzfristiger agierenden Konsumenten, welche sich, mit einem Smartphone bewaffnet, in der neuen Omni-Channel-Welt scheinbar gut zurecht finden, dreht sich weiter. Die Frage nach dem Gefallen eines Produktes wird ergänzt durch das „wie lange dauert es, bis es geliefert wird“ – dies zeigt die Bereitschaft, sich doch in den Shop bzw. „in die City“ zu begeben.

Wer glaubt, dass auch der aktuell hochgeschätzte Lebensmittelhandel mit Macht in den Läden verankert ist, sollte die konsumstarke kommende Generation und die Erfahrungen der Lockdowns nicht unterschätzen. Das definitiv zu erwartende „unter Menschen gehen“ nach dem Beherrschen der Pandemie, wirkt lediglich als kurzfristiges Aufbäumen in Zeiten von quasi permanenten „Sales“. Auch die zunehmenden regulativ planerischen Widerstände bei „autofreiem Einkaufen in den Innenstädten“ zeigen ihre Wirkung. Sicher nicht immer zum Nachteil, doch das Zeitalter der „großen Einkaufsmaschinen“ neigt sich dem Ende zu. Selbstverständlich sind weitere Differenzierungen zwischen Innenstädten, Ballungsräumen und dem ländlichen Raum notwendig, doch auch diese Unterschiede verwischen zusehend.

Diese Gemengelage spiegelt sich auch in den aktuellen immobilienökonomischen Kennziffern wider.
Wir haben erneut 31 europäische Retail-Standorte in 21 Ländern untersucht.

Haben Sie gewusst, dass …

  • in 26 von 31 Märkten die Renditekennziffern nach oben zeigen?
  • die höchsten Renditen aktuell im Baltikum gefolgt von Glasgow, Manchester und Birmingham erzielt werden, während die Hochpreisgebiete von London angeführt werden?
  • sich zum Jahreswechsel in allen Standorten keine Mietsteigerungen auf High Streets zeigen?
  • die Transaktionsvolumina im Jahresvergleich 2019 auf 2020 eine nie dagewesene Bandbreite aufzeigen, mit den Spitzenreitern Österreich und Schweiz (+46 %) und dem größten Rückgang in Italien (-82 %)?
  • bei den 3 großen Flächenländern UK noch ein knappes Plus mit +4 % erreichte, gefolgt von Deutschland mit -19 % und Frankreich mit -32 %?
  • die nordischen Länder knapp ein Viertel (-24 %) des Transaktionsvolumens eingebüßt haben, die CEE Staaten gar -69 %?
  • wir im Segment Shopping Center in keinem der 19 Länder eine Mietpreiserhöhung erwarten?

Dieser Überblick muss selbstverständlich eine Analyse auf der Objekt- bzw. Mikrostandortebene nach sich ziehen, gibt es zweifelsfrei auch Gewinner und Verlierer. Doch hier sollte der Blick nach der Neupositionierung gnadenlos nach vorne gerichtet werden, denn die Objektwerte geraten im Jahr 2021 deutlich unter Druck, Investoren verlieren zunehmend die Lust auf das Asset „Retail“. Eine Aussage, welche zumindest der Kapitalmarkt aktuell manifestiert.

Wie schaut das Einkaufen in den kommenden Jahren in den europäischen Metropolen, an den Speckgürteln aus? Immer deutlicher wird, dass der öffentliche innerstädtische Raum und die neu entstandenen Quartiere essenzielle Player sein werden. Aufenthaltsqualität, Inszenierung, Architektur oder Ankerfunktionen nur im Gebäude scheinen dabei keine Lösung zu sein. Die Granularisierung des Flächenangebots erscheint dabei auf den ersten Blick erschreckend, doch eine intelligente Nutzungsmischung innerhalb des Umbaus in den Metropolen scheint eine Antwort zu sein, wie „Retail“ sich in den kommenden Jahren positionieren kann. Das wird ihm unseres Erachtens sicher gelingen wie Beispiele aus Barcelona, Amsterdam, London oder Oslo schon zeigen.

 

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Bild: Queensberry